Abschrift des Narrenbuchs zum Jahr 1929

Fastnacht 1929

Gemäß §§ 11 versammelten sich am 11.11. 11.00 im 11 Stockwerk des Gasthauses zum „Storchen“ 11 Mitglieder des 11 er Rats zur Besprechung des Faschings 1929. Die Beschlüsse und Abmachungen wurden wegen deren Wichtigkeit streng geheim gehalten.

Dagegen wurde auf 28.1. in die Zunftstube durch Rundfunk eine öffentliche Versammlung einberufen, zu der sich ein sehr zahlreiches Publikum einfand.

Unter dem Vorsitz des Narrenvorstandes und dem Beisein der Narreneltern wurde die Versammlung punkt 20 ,19 mit einem dreifachen Juchzer eröffnet.

Als Punkt 1 wurde in §§ 2 Absatz 3 4 bewährte Mitglieder des Elferrates zu Ehrenräte ernannt, was stürmischer Beifall hervorrief. Die Ehrenurkunden hierfür soll denselben am schmutzigen Donnerstag unter den Fittichen des Narrenbaumes feierlich überreicht werden.

Als Punkt 2 wurde über die Anschaffung einer neuen Amtsschelle für den Ratsdiener verhandelt. Es wurde probeweise ein Exemplar der Fa. Blech & Söhne vorgeführt was allgemeinen Anklang fand; so daß gleich einige Schellen bei genannter Fa. auf Abzahlung bestellt wurden.

Als zu Punkt 3 eingetreten werden sollte, ließ ein Ratsmitglied eine Bombe fallen die anfänglich Verwirrung in die Versammlung brachte, die sich aber schnellsten in helle Freude auslöste als die nähere Untersuchung ergab, dass der Inhalt der Bombe aus Insulator bestand. Aus Dankbarkeitsgründen soll das betreffende Ratsmitglied mit einem Ständchen geehrt werden durch Singen des Narrenlieds (Hoorig – Hoorig ). Angesichts dieses Vorfalles ließ man einige Punkte fallen und schritt gleich zu Punkt 17 die Wahl der neuen Ratsmitglieder und ihre Besoldung. Die Wahl verlief reibungslos durch sitzen und stehen bleiben. Die Besoldung erregte starke Debatte und führte schließlich zu dem Entschluß, das jedes Ratsmitglied mit mindestens 100 Pfg. zu Gunsten der Narrenkasse belastet wird. Aus Sparsamkeitsgründen sind höhere Zuwendungen unbegrenzt. Hierauf dankte der Vorsitzende mit bewegten Worten und schloß die einmütig verlaufene Narrensitzung um 23,61 durch anstimmen des mehrstimmigen Chors der 32 ten Strophe der Narrenhymne: O Narrenbaum, O Narrenbaum.

 

Vorgelesen und von allen Narren gutgeheißen.

Der Narrenvorstand: Die Urkundspersonen: Die Narreneltern:

Max Maier

Stefan,Schriftf.

 

Abschluß Fastnacht 1929

Die Fastnacht 1929 verlief bei eiskalter Sommerhitze glatt und reibungslos mit einem gewaltigen Überschuß von RM 2185 und danken den neuvermählten eiswarmen Narreneltern und deren Komitee mit einem dreifachen Juchzer.

Unser stattlicher Narrenbaum wurde an unsern hochnärrischen Stadtbaumeister Johannia für den Spottpreis von 498 Pfg. leihweise auf 111 Jahre zur Erweiterung des Gallerturms zu geschlagen.

Dem Narrenrat bleibt es jedoch vorbehalten den Narrenbaum falls er nicht den §§ entsprechend verwendet wird an die Forstabteilung der Narrenverwaltung oder deren Nachkommenschaft abzuliefern ist.

 

Oberuhldingen, den 12.2. 23:61 1929

Der Elferrat.